Jetzt noch nachhaltiger: Die Zukunft der Etiketten mit Zellulose, Zuckerrohr und mehr
Der Markt erlebt derzeit Störungen durch Liefer- und Rohstoffengpässe an verschiedenen Schnittstellen. Das Problem dahinter ist, dass sich die Produktion von bestimmten Spezialpapieren für Etikettenträger gegenwärtig auf wenige Etikettenhersteller in Europa konzentriert. Deshalb sucht die Etikettenindustrie nach alternativen Materialien für Klebeetiketten.
Durch den massenhaften Einsatz von Klebeetiketten wächst außerdem das Bedürfnis nach nachhaltigen Lösungen. Alternative Materialien bestimmen daher zunehmend die Diskussion. Ob es derzeit schon professionelle Alternativen zu Papier- und Kunststoffetiketten gibt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Aus welchen Materialien werden Etiketten normalerweise hergestellt?
Derzeitig ist der Markt der Selbstklebeetiketten durch die Materialien Papier und Kunststoff geprägt. Hinter der Bezeichnung Kunststoff verbergen sich die typischen Folienetiketten, die über den Einsatz von Polyethylen/Polypropylen als besonders widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse gelten.
Bei den Etikettenmaterialien muss unterschieden werden: Sie bestehen aus einem Trägermaterial und einem Obermaterial. Dazu kommt die Klebeschicht. Das Trägermaterial schützt die Etikette so lange, bis sie auf dem Produkt verklebt wird. Das Obermaterial ist das, was wir später als das eigentliche Etikett zur Produktidentifizierung ansehen.
Trägermaterial sind in der Regel Spezialpapiere. Das Obermaterial besteht in den meisten Bereichen aus Kunststofffolie. Diese sichert auch in sensiblen Bereichen wie der pharmazeutischen Industrie eine langlebige und lesbare Kennzeichnung von Produkten.
Was sind die Vor- und Nachteile dieser Materialien?
Papier hat eine hohe Recyclingquote. Vielfach ist man bei der Produktion von Etiketten damit in eine Kreislaufwirtschaft eingetreten. Dabei werden die abgezogenen Trägerpapiere und Reste der Produktion erneut verwertet. Papier und Karton haben insgesamt den Vorteil, dass sie recycelbar sind. Papier ist aber als Obermaterial nicht für alle Bereiche geeignet, da diese Etiketten nicht so belastbar sind.
Auch Kunststoffe wie Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) können recycelt werden. Sie haben als Obermaterial für Selbstklebeetiketten folgende Vorteile:
- Sie lassen sich in thermoplastischen Verfahren in unterschiedlichste Formen und Größen bringen.
- Sie sind reißfest und widerstandsfähig gegen viele äußere Einflüsse.
- Viele von ihnen sind wasserfest. Sie sind auch nach längerer Zeit noch lesbar.
Auch wenn Etikettenfolien grundsätzlich recycelt werden können, ergibt sich hier die folgende Frage: Wie kann ein mit einem Produkt verbundenes Folienetikett erneut verwertet werden? Durch die enge Anbindung an ein Produkt ist ein geschlossener Kreislauf gesondert für Folienetiketten zurzeit nicht umsetzbar.
Ein Teil der Nachhaltigkeitsanforderungen wird verwirklicht, wenn die Etiketten selbst aus recycelten Kunststoffen hergestellt werden. Das ist in einem gewissen Umfang heute möglich und wird durchgeführt.
Papier hat derzeit eine bessere Quote bei der Nachhaltigkeit als Kunststoffe im Etikettensegment. Beide Materialien werfen aber auch unter anderen Gesichtspunkten gewisse Probleme auf:
Da die Trägerpapiere und auch die Papieretiketten selbst nicht zu 100 Prozent aus recyceltem Altpapier hergestellt werden, unterliegen sie aktuell starken Preisschwankungen durch gestiegene Rohstoffpreise. Aus Altpapier stammen hier etwa 75 Prozent des verarbeiteten Papiers, die restlichen 25 Prozent müssen aus Frischfaser dazukommen.
Kunststoffe für die Etiketten sind grundsätzlich an die Ressource Erdöl gebunden. Je knapper dieser Basisstoff wird, desto teurer werden Kunststoffe. Problematisch sind Kunststoffe auch unter dem Aspekt, dass sie bei unkontrollierter Abgabe in die Umwelt kaum verrotten. Sie gelangen im Verbund mit Produkten aus verschiedenen Materialien immer noch in die Umwelt. Hier trägt ein Folienetikett auf einer Plastikflasche zu einer gravierenden Umweltgefahr bei.
Denken wir an das Mikroplastik, das bei der langsamen Zersetzung von Kunststoff entsteht. Dessen langfristige Folgen für die Umwelt und den Menschen sind noch nicht vollends abzusehen. Kunststoff hat allgemein heute noch eine unbefriedigende Recyclingquote. Dafür sind verschiedene Faktoren maßgeblich.
Welche alternativen Materialien werden zurzeit genutzt?
Etikettenhersteller wenden sich zunehmend alternativen Etikettenmaterialien zu. Bereits heute bieten einzelne Hersteller Etiketten aus Graspapier oder Zellulose als alternativen Bedruckstoff an. Bei den Folien sind bereits biobasierte PE-Folien aus Zuckerrohr vereinzelt auf dem Markt.
Holzstoff dient als Grundlage für Zellulose-Etiketten, die besonders nachhaltig produziert werden können. Diese haben den Vorteil, dass der Holzrohstoff aus kontrolliertem Anbau stammt. Ebenso sind diese Etiketten biologisch abbaubar.
Bei allen alternativen Materialien geht es vorwiegend darum, dass es sich um nachhaltige, nachwachsende und besonders umweltverträgliche Rohstoffe handelt, die dabei zum Einsatz kommen. Eine Nutzung von alternativen Etikettenmaterialien findet derzeit noch nicht im großen Umfang statt. Aktuell sind diese Lösungen ein Nischensegment. Experimentiert wird auch damit, dass in manchen Bereichen auf das Etikett komplett verzichtet wird, um das Produkt selbst zu bedrucken. Diese Lösung konnte sich bisher aber nur in wenigen Bereichen durchsetzen.
Welche innovativen, nachhaltigen Materialien werden zurzeit getestet und erprobt?
Erfolgreiche Tests mit alternativen Materialien bis hin zur Marktreife existieren bereits für Graspapier und Zuckerrohr. Auch Zellulose-Etiketten, die biologisch abbaubar sind, können bereits von vereinzelten Herstellern geordert werden.
Manche Hersteller gehen noch einen anderen Weg: Sie stellen Etiketten aus zermahlenem Stein her. Calciumcarbonat dient hier als Rohstoff für diese nachhaltige Etikettenlösung. Verarbeitet wird Abfall aus Steinbrüchen, was eine Kreislaufwirtschaft fördert.
Bei diesen Stein-Etiketten ist ein geringer Anteil von PE notwendig, um den zermahlenen Grundstoff zu binden. Insgesamt werden einige alternative Etikettenmaterialien Verbundstoffe beinhalten, die in der Herstellung möglicherweise einen geringen Anteil an Kunststoff erfordern.
Was sind die Vor- und Nachteile dieser neuen Materialien?
Noch lassen sich keine abschließenden Aussagen dazu machen, welche Vor- und Nachteile die alternativen Etikettenmaterialien in der Praxis auf lange Sicht haben. Hier geht es nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern auch um die Wirtschaftlichkeit und die Durchdringung des Marktes. Bei den meisten alternativen Etikettenmaterialien konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden, dass diese im benötigten Umfang zur Verfügung stehen. Möglicherweise ist das nur eine Frage einer konzentrierten Marktumstellung auf Alternativen. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die meisten alternativen Materialien eine Nischenlösung bleiben.
Die bisher vorgestellten Lösungen und Lösungsansätze haben gemeinsam, dass sie einen verringerten CO2-Fußabdruck haben und unter Nachhaltigkeitsaspekten konventionelle Etikettenmaterialien ausstechen.
Im Einzelnen gilt bisher Folgendes:
- Etiketten aus Zellulose sind biologisch abbaubar und eignen sich für Etiketten insbesondere für kompostierbare Produkte. Hier entsteht dann eine Einheit mit dem Produkt, die besonders umweltverträglich ist. Zellulose ist auch eine nachhaltige Lösung, weil das Grundmaterial aus nachwachsenden Rohstoffen (Holz) hergestellt wurde.
- Eine vielversprechende Zukunft könnten Etiketten aus Graspapier/Zuckerrohr haben. Hier entstehen PE-Folien, die auf Basis von pflanzlichem Alkohol nachhaltig und umweltverträglich sind. Dabei bleiben nach derzeitigem Kenntnisstand die Vorteile der konventionellen Kunststofffolien erhalten. Auch diese Folien sind widerstandsfähig und kennzeichnen ein Produkt für längere Zeit zuverlässig. Noch scheint der Herstellungsprozess teurer zu sein als bei herkömmlichen Folienetiketten. Ob dieser potenzielle Nachteil bei Produktionen im größeren Rahmen ausgeglichen werden kann, bleibt abzuwarten.
- Über Etiketten auf Steinbasis ist bisher noch nicht sehr viel bekannt. Bei ihnen handelt es sich um eine Komposition aus Steingranulat und Polyethylen. Es sind hier noch einige Fragen offen, wenn es um die Entsorgung und ein potenzielles Recycling bei diesem Material geht.
Wo können diese eingesetzt werden?
Im typischen Consumer-Bereich und auch bei Lebensmitteln bestehen wenig Bedenken gegen die alternativen Etikettenmaterialien. Die biologisch abbaubaren Materialien glänzen im Verbund mit biologisch abbaubaren Verpackungen.
Wie es in streng regulierten Bereichen wie der Arzneimittelindustrie aussieht, bleibt abzuwarten. Hier unterfällt auch das Etikett der gesetzlichen Regulierung und muss im Zulassungsprozess für ein Arzneimittel bestimmte Anforderungen erfüllen.
Ob alternative Etikettenmaterialien dabei anerkannt werden, kann zurzeit noch nicht beantwortet werden. Insgesamt haben die Etikettenalternativen in vielen Bereichen eine Zukunft, wenn sie in ausreichend großer Zahl hergestellt werden können.
Fazit / Ein Zukunftsausblick
Die Etikettenindustrie kommt an der Erprobung von alternativen Materialien nicht vorbei. Sie gerät hier von zwei Seiten unter Druck: Verbraucher und Gesellschaft fordern mehr Nachhaltigkeit auf allen Ebenen der bedruckten Verpackung.
Hier werden insbesondere die klassischen Folienetiketten zunehmend kritisch gesehen. Zudem spielt auch der steigende Preisdruck bei den Rohstoffen Papier und Kunststoff eine Schlüsselrolle.
Manche Experten der Branche sind heute von den bisherigen Alternativmaterialien noch nicht überzeugt. Sie halten diese für "ewige Nischenprodukte". Er steht aber fest, dass sich der Etikettenmarkt auch in puncto Material verändern wird.
Vielleicht ist der große Durchbruch bei der Erforschung von Materialalternativen, die primär die große Nachfrage nach Selbstklebeetiketten befriedigen können, noch nicht gelungen. Du darfst gespannt sein, was sich in dieser Richtung entwickeln wird.
FAQ
- Konnten sich alternative Materialien für Selbstklebeetiketten schon am Markt durchsetzen?
Derzeit gibt es viele Ansätze, die aber gegenwärtig noch Nischenprodukte sind. - Ist zu erwarten, dass alternative Materialien für Etiketten in absehbarer Zeit zu Massenprodukten werden?
Diese Frage lässt sich noch nicht beantworten. Hier wird es hauptsächlich darauf ankommen, dass die Alternativen preislich und bei der Verfügbarkeit der Rohstoffe wettbewerbsfähig sind.