Verbrauch Verwertung Verantwortung: Neue Wege im Umgang mit Verpackungsmüll
Ob beim Einkauf im Supermarkt, beim Bäcker, beim Online-Versandhändler - in fast allen Lebensbereichen fällt Verpackungsmüll an. Dieser kann für die Umwelt ein großes Problem darstellen. Insbesondere Verpackungsmaterialien, die nicht für den Mehrweg bestimmt sind und aus nicht-nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurden, schaden der Natur. Daher ist ein sorgsamer Umgang mit Verpackungsmüll wichtiger denn je. Welche rechtlichen Rahmenbedingungen Sie rund um die Verpackungen kennen sollten und wie Sie einen neuen Umgang mit dem ungeliebten Müll erlernen, lesen Sie im Folgenden.
Der Umgang mit Verpackungsmüll - warum das Thema so wichtig
Verpackungen fallen in zahlreichen Lebensbereichen an und sorgen dort für reichlich Müll. Selbst wenn die bedruckten Verpackungen und Etiketten aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, entsteht dabei ein hoher Ressourcenverbrauch durch Herstellung, Vernichtung oder Recycling. Für die Umwelt ist der hohe Verpackungsverbrauch daher ein wachsendes Problem.
Anstieg im Verpackungsverbrauch
Einen schwankenden Verlauf des Verpackungsverbrauchs stellt das Umweltbundesamt bereits seit den frühen 1990er Jahren fest. Seit 1996 stieg der Verbrauch überwiegend kontinuierlich (mit einem Einbruch im Rezessionsjahr 2009). Den bislang höchsten Stand erreichte der Verbrauch zwischen 2018 und 2019 mit einer Abfallmenge von 18,9 Millionen Tonnen pro Jahr - alleine in Deutschland.
Lieferdienste und Take-Out-Essen
Gründe für den gestiegenen Verpackungsmüll gibt es einige. Im Vordergrund stehen dabei zwei Faktoren:
- Die erhöhte Häufigkeit von Take-Away-Konsum bei Essen und Getränken
- Der Anstieg des Nutzens von Lieferdiensten insbesondere beim Online-Shopping
Während immer mehr Konsumenten beim Einkaufen darauf achten, eine eigene Tasche und Obstsäcke mitzubringen, stieg der Verpackungskonsum innerhalb der letzten Jahre dennoch merklich. Insbesondere die hohe Verfügbarkeit von Fertiggerichten (die zahlreich in Plastik verpackt sind) und sogenanntem Take-Away-Essen (ebenfalls einzeln verpackt) spielen dabei eine große Rolle.
Zudem nahm das Bestellen von Produkten online (Online-Shopping) vermehrt zu. Die Bequemlichkeit des Online-Shopping bringt jedoch den Nachteil der zusätzlichen Verpackungsmaterialien mit sich.
Produkte werden nicht selten in Plastiktüten gesteckt und in Kartons verpackt, die mit Füll- und Polstermaterial ausgestattet werden.
EU-Richtlinien zum Verpackungsmüll
Seit dem 1. Januar 2019 regelt das neue Verpackungsgesetz die Verantwortung für Produkte für Verpackungshersteller. Es löst damit die zuvor geltende, 1991 beschlossene Verpackungsverordnung ab. Das Verpackungsgesetz ist eine Umsetzung der europäischen Verpackungsrichtlinie 94/62/EG. Mit diesem Gesetz sollen die Umweltauswirkungen von Verpackungsabfällen minimiert werden. Kernziele sind vor allem die Vermeidung von unnötigen Verpackungen sowie die Wiederverwendung bzw. das Recycling von Verpackungsmaterialien.
Erhöhte Anforderungen
Die Anforderungen der EU-Richtlinie wurden in den letzten Jahren immer höher. Bis zum Ende des Jahres 2025 ist vorgesehen, dass mindestens 65 % aller Verpackungsabfälle recycelt werden müssen. Zudem gibt es detaillierte Recyclingquoten für einzelne Materialien. Insbesondere Papier, Pappe und Karton (mit 75 %) sowie Metalle und Glas (mit jeweils 70 %) müssen dabei eine hohe Quote erfüllen. Bis zum Ende des Jahres 2030 soll die Recyclingquote für alle Verpackungen auf 70 % steigen.
Die Anforderungen für Deutschland
Um die Ziele der neuen Verpackungsrichtlinie zu erreichen, müssen innerhalb Deutschlands derzeit vor allem die Recyclingquoten für Kunststoffe und Holz gesteigert werden. Bis zum Jahr 2025 muss sich der Recyclinganteil von Kunststoffen beispielsweise um 6 bis 7 % erhöhen. Das Umweltbundesamt erhebt und veröffentlicht entsprechende Daten regelmäßig zur Überprüfung.
Neue Konzepte für den Umgang mit Verpackungsmüll
Im Jahr 2019 konnte festgestellt werden, dass die Verwertung von Verpackungsabfällen im europäischen Raum besonders hoch ist. Die meisten Verpackungsabfälle werden vorsortiert und nach Möglichkeit stofflich verwertet. Alles, was nach stofflich nicht verwertet werden kann, wird nach biologischer Behandlung auf Deponien abgelagert und nach Möglichkeit energetisch verwertet.
Nach aktuellen Berechnungsmethoden wird in Deutschland derzeit eine Verwertungsquote von insgesamt 65 % erreicht. Darunter haben eisenhaltige Metalle mit 89,2 % sowie Papier und Karton mit 80,6 % eine besonders erfolgreiche Verwertungsquote. Die Möglichkeiten Deutschlands sind damit aufgrund der modernen und fortschreitenden technischen Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft. Weitere Fortschritte erscheinen Experten daher erstrebenswert und realistisch.
Neue Wege dank neuer Technologie
Dank modernster Technologien ist die Reduktion von Verpackungsmüll grundsätzlich ein realistisches Ziel. Verpackungsmüll soll besser recycelt und verwertet werden. Moderne Methoden ermöglichen grundsätzlich die Wiederverwertung zahlreicher Verpackungsstoffe auf unterschiedliche Arten. Neue Regelungen innerhalb der EU fordern außerdem stärkere Einbeziehung aller Beteiligten - vom Verpackungshersteller bis zum Kunden.
Das bedeutet: Es soll vermehrt auf nachhaltige Rohstoffe gesetzt werden. Vor allem Einwegplastik soll minimiert werden. Gleichzeitig sollen Händler mehr Alternativen zu nachhaltigen Verpackungen anbieten. Kunden sollen zukünftig über deutliche Hinweise zum richtigen Recycling motiviert werden.
Letztlich müssen sich fortan auch Händler an den Kosten der Verwertung des Verpackungsmülls beteiligen. Das übergeordnete Ziel der Europäischen Union soll die Reduktion von Verpackungsmüll um 15 % in jedem Mitgliedsstaat und Kopf sein - und das schon bis zum Jahr 2024.
Als Referenz gilt das Jahr 2018. Außerdem sollen bis zum Jahr 2030 der größte Teil der Verpackungen recycelbar sein. Auch das sollte durch den Einsatz moderner Technologien machbar sein. In vielen EU-Mitgliedsstaaten ist das Recyceln von zahlreichen Wertstoffen, darunter auch dünnen Plastikfolien, derzeit bereits grundsätzlich möglich.
Mehrweg statt Einweg
Die Europäische Union setzt zudem vermehrt auf Mehrwegverpackungen. Mehrwegverpackungen sind aufgrund ihres mehrfachen Kreislaufes deutlich nachhaltiger als Verpackungen, die nach einem Nutzen entsorgt werden müssen.
Der Verpackungsmüll wird durch Mehrwegalternativen deutlich geringer. Insbesondere Gastronomiebereiche sollen in Deutschland nunmehr dazu getrieben werden, Mehrwegalternativen anzubieten.
Die Mehrwegalternativen dürfen neben Einwegverpackungen angeboten werden, dürfen aber nicht teurer sein. Allerdings darf ein Pfandbetrag erhoben werden, da dies keine zusätzlichen Kosten für den Kunden sind. Schließlich erhalten die Kunden ihren Pfandbetrag nach Rückgabe wieder.
Fazit - Neue Wege für Verpackungsmüll
Aufgrund des steigenden Konsums von Verpackungsmüll versucht die Europäische Union übergreifende Regelungen aufzustellen, die dagegen angehen. Verpackungsmüll ist ein großes Umweltproblem und soll nach Möglichkeit vermieden werden. EU-weite Richtlinien stellen daher Ansprüche an den Umgang mit Verpackungen für die nächsten Jahre. Die deutschen Umsetzungen dieser Richtlinien beinhalten derzeit unter anderem Regelungen zur Händlerverantwortung und zur vermehrten Wiederverwertung von Verpackungen.
Mit modernen Technologien können Verpackungen grundsätzlich stofflich oder energetisch gut weiterverarbeitet werden, sodass wenig ungenutzter Verpackungsmüll entsteht. Wenn Sie sich an dieser Entwicklung beteiligen möchten, achten Sie vor allem auf das vermehrte Nutzen von Mehrwegprodukten anstelle von Einwegwaren. Auch das richtige Recycling leistet einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz.