Circular packaging design guideline: Der Leitfaden für recyclinggerechte Verpackungen
- Strengere Vorgaben, höhere Recyclingvorgaben, trotzdem bleiben Verpackungsabfälle ein Problem.
- Die EU setzt mit neuen Gesetzen und Richtlinien hohe Maßstäbe für die Kreislaufwirtschaft – und verstärkt damit die Anforderungen für nachhaltige Verpackungen.
- Was bedeutet bessere Recyclingfähigkeit und wie lässt sie sich erreichen? Die Circular Packaging Design Guideline betrachtet zur Beantwortung dieser Fragen die gesamte Wertschöpfungskette.
- Die Guideline liefert von allgemeinen bis zu materialspezifischen Empfehlungen für das nachhaltige Verpackungsdesign wichtige Informationen für die Hersteller.
Welche Voraussetzungen muss eine Verpackung mitbringen, damit sie optimal wiederverwertet werden kann? Welche Möglichkeiten gibt es für die Hersteller, ansprechendes trendiges Verpackungsdesign und hervorragende Recycelbarkeit miteinander zu verbinden? Die Circular Packaging Design Guideline der Fachhochschule (FH) Campus Wien zeigt auf, mit welchen Mitteln sich Stoff- und Produktkreisläufe effizient schließen lassen.
Politik macht Druck: Bessere Kreislaufwirtschaft als gesetzlicher Rahmen
Die EU verfolgt ein großes Ziel: Weg von der Wegwerfgesellschaft und hin zu einer verbesserten Kreislaufwirtschaft. Ein entsprechendes Paket mit Vorgaben bestimmt schon seit 2018 die Richtlinien für den Umgang mit Abfällen. Mit der Einwegkunststoffkennzeichnungsverordnung kommt die jüngste gesetzliche Maßnahme hinzu, daneben werden Quoten für die Verwendung von Rezyklaten gefordert.
In der Verantwortung stehen zunehmend die Hersteller für Verpackungen. Für sie wird ein ganzheitliches ökologisches Verpackungsdesign gleichermaßen zur Herausforderung und Notwendigkeit.
Keine gute Entwicklung bei der Wiederverwertung
Etwas mehr als 174 Kilogramm, so viel Verpackungsabfall wurde laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) in den jetzigen 27 Mitgliedstaaten pro Kopf produziert. Deutschland liegt in dieser Erhebung sogar noch über dem Durchschnitt – mit rund 227,5 Kilogramm pro Kopf ziemlich deutlich.
Während das Abfallaufkommen also weiterhin zu hoch ist, sind die Recyclingquoten rückläufig. Im Durchschnitt lag sie 2018 bei 81 Prozent, mit fast 97 Prozent gehörte Deutschland hier immerhin auch zur europäischen Spitze. Die Problemlage rund um das Abfallaufkommen und die Wiederverwertung bleibt daher bestehen.
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Neue Gesetze für eine neue Kreislaufwirtschaft
Deshalb reagiert die EU mit strengeren Vorgaben. Die sollen einerseits helfen, Abfälle zu vermeiden. Andererseits legen sie höhere Quoten für das Recycling fest.
Das EU-Kreislaufwirtschaftspaket hat in dieser Hinsicht 2018 den Anfang gemacht; bis 2022 sollen Quoten für den Einsatz von Rezyklaten folgen, und die Einweg-Kunststoff-Richtlinie ist bereits in Kraft. In der deutschen Gesetzgebung sind die EU-Vorgaben etwa im neuen Verpackungsgesetz eingegangen.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind in der Gesamtbetrachtung aber nur ein Aspekt, der bei der Gestaltung nachhaltiger bzw. kompostierbarer Verpackung relevant ist. Ein Team des Fachbereichs Verpackungs- und Ressourcenmanagement (Department Applied Life Sciences) der FH Campus Wien hat sich daher mit der gesamten Wertschöpfungskette befasst.
Das Ziel der Forschungen war – und ist, geeignete Lösungen für eine verbesserte Recyclingfähigkeit von Verpackungenzu finden. Aus diesen Untersuchungen ist die Circular Packaging Design Guideline hervorgegangen.
Nachhaltigkeit für die ganze Wertschöpfungskette
Die Guideline setzt auf eine ganzheitliche Betrachtung, damit Verpackungen aus verschiedenen Materialien den an sie gestellten Anforderungen gerecht werden können. Das fängt bei der Schutzfunktion für die verpackten Produkte an und geht bis zu der Aufgabe als Informationsträger für die Verbraucher*innen.
Verpackungen: Multitalente mit anspruchsvollen Anforderungsprofil
Während genau diese Schutzfunktion Nachhaltigkeit beim Konsum überhaupt erst möglich macht, weil die Produkte nicht vorzeitig unbrauchbar oder ungenießbar werden, gelten die Verpackungen selbst bei diesem Thema als Problemfall. Die Zahlen zu Recycling und Abfallaufkommen sowie die ständigen Bemühungen um strengere regulatorische Rahmenbedingungen stützen diese Ansicht natürlich.
Für die Verpackungen bedeutet das noch mehr Herausforderungen. Die Circular Packaging Design Guideline formuliert das Anforderungsprofil deshalb so:
„Eine nachhaltige Verpackung bietet maximale Funktionalität bei bestmöglichem Produktschutz, verursacht minimale ökologische Auswirkungen und ist möglichst zirkulär.“
Damit sie nach dem Gebrauch als qualitativ hochwertige Sekundärrohstoffe wieder in den Stoffkreislauf zurückkehren, müssen die Voraussetzungen stimmen – und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Nachhaltiges Design – mit Prinzip
Nicht nur die rechtlichen Vorgaben, auch die Ansprüche des Marktes bestimmen mit darüber, ob eine Verpackung wirklich für die Kreislaufwirtschaft geeignet ist. Die geforderte Recyclingfähigkeit hat deswegen mehrere Facetten, die die Verfasser*innen der Guideline in den vier prägenden Design-Prinzipien festhalten:
Prinzip 1: Effektivität
Unter diesen Punkt fallen zwei Eigenschaften von Verpackungen:
- die Schutzfunktion für das Produkt gegen äußere Umweltfaktoren oder mechanische Einwirkungen sowie
- die bestmögliche Handhabung für die Verbraucher*innen
Prinzip 2: Effizienz
Damit ist, kurz gesagt, die Ökobilanz einer Verpackung gemeint. Wie hoch war der Ressourceneinsatz bei der Produktion? Wie viele Emissionen sind dabei entstanden? Wie fällt die Bilanz über den gesamten Lebenszyklus aus, von der Rohstoffgewinnung bis zur Verwertung?
Prinzip 3: Gesundheit und Sicherheit
Die Verpackung darf weder für die Menschen noch für die Umwelt ein Gesundheits- oder Sicherheitsrisiko darstellen. Das ist ein umfangreiches Thema, das Vorgaben für den Lebensmittelkontakt ebenso einschließt wie Fälschungssicherheit und Umweltschutz. Maßgebend sind die jeweiligen gesetzlichen Regelungen.
Prinzip 4: Zirkularität
Das sogenannte „Circular Design“ von Verpackungen kann verschiedene Ziele verfolgen:
- eine möglichst lange Lebensdauer,
- die „materialidente Verwertung“ (das heißt, die verwerteten Materialien verfügen über dieselben Eigenschaften wie Neuware, die für denselben Verwendungszweck hergestellt wird), also die (mehrfache) Wiederverwendung als Sekundärrohstoffe, sowie
- die Verwendung erneuerbarer Materialien.
Die zweite Möglichkeit, die Verwertung von Verpackungsmaterialien als Rezyklate, entspricht der Vorstellung der Kreislaufwirtschaft im engeren Sinne. Das lässt sich auch leicht an der englischen Bezeichnung erkennen:Closed-Loop-Recycling, also der geschlossene Stoffkreislauf.
Um das Design in dieser Hinsicht zu verbessern, sind zwei Ansätze maßgebend: das „Design for Recycling“ und das „Design from Recycling“.
Design for Recycling – Design from Recycling
Wie muss eine Verpackung beschaffen sein, um effizient im Reyclingprozess erfasst und verwertet zu werden? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, dass bei der Verwertung wieder Rohstoffe entstehen, die sich gut weiterverarbeiten lassen?
Das sind die zentralen Fragen, um die sich das „Circular Design“ dreht. Die Guideline stellt dabei zwei Teilbereiche heraus, die für das Verpackungsdesign bestimmend sind.
Design for Recycling: Für bessere Recycelbarkeit
Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass weniger Abfälle deponiert werden müssen und umgekehrt mehr verwertete Materialien zurück in den Stoffkreislauf gelangen, ist: ein Verpackungsdesign, das von Beginn an die verschiedenen Stationen der Wiederverwertung berücksichtigt.Das beinhaltet mehrere Aspekte:
Die Sortierfähigkeit
Sie ist die Grundvoraussetzung, damit Verpackungen überhaupt recycelt werden können. Das bedeutet, dass die verwendeten Materialien von den verfügbaren Technologien für das Sortieren
- korrekt erkannt und identifiziert werden können, zum Beispiel durch den Einsatz von Nah-Infrarot, und
- von anderen Verpackungsmaterialien getrennt werden können. Hierzu wird beispielsweise Druckluft verwendet.
Die Recyclingfähigkeit
Recyclingfähige Verpackungen müssen noch eine Reihe weiterer Kriterien erfüllen:
- Die jeweiligen Sammelsysteme der Länder und Regionen können die verwendeten Materialien erfassen.
- Die verfügbaren Techniken können die Verpackungen in festgelegte Materialströme sortieren.
- Die Verpackung kann durch die vorhandenen Recyclingprozesse verwertet werden.
- Die gewonnenen Sekundärrohstoffe sind von ausreichend guter Qualität, damit sie eine realistische Marktchance haben und bei der Herstellung Neuware ersetzen können.
Design from recycling: Zurück in den Stoffkreislauf
Der zweite Teilbereich des „Circular Design“ setzt bei diesem letzten Punkt der Recyclingfähigkeit an und beschäftigt sich mit der Frage: Was passiert mit den Materialien, nachdem sie die Recyclingprozesse durchlaufen haben – und welche Voraussetzungen müssen die Verpackungen mitbringen, damit sie überhaupt für eine solche Wiederverwendung in Betracht kommen?
Für Kunststoffverpackungen zum Beispiel sehen die maßgeblichen Kriterien nach der Guideline wie folgt aus:
- Es werden möglichst solche Materialien verwendet, die weithin verbreitet sind. Hierzu gehört beispielsweise PET.
- Neue Materialien kommen nur dann zum Einsatz, wenn sie durch die bestehenden Sammel- und Verwertungsstrukturen erfasst und verarbeitet werden können.
- Zusatzstoffe und/oder Additive sollten in geringstmöglichen Mengen verwendet werden. Das gilt in gleicher Weise für Farben. Hier empfiehlt die Guideline, diese lasierend auszuführen
- Kleinteile, die von den Verbrauchern abgelöst werden können, sollten vermieden werden.
- Besteht eine Verpackung aus mehreren Komponenten, sollten diese während des Sortier- und Recyclingprozesses einfach zu trennen sein.
- Auch bei Packhilfsmitteln (Verschlüsse, Sleeves, Etiketten oder andere) sind Sortier- und Recyclingfähigkeit zu beachten, am besten werden die Materialien hierfür mit dem des Packmittels abgestimmt.
Diese Empfehlungen für das Design von Kunststoffverpackungen sind zunächst sehr allgemein. Das ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass es in diesem Bereich eine Vielzahl verschiedener recycelbaren Materialien mit jeweils spezifischen Eigenschaften gibt. Dementsprechend ist auch die Eignung für den geschlossenen Stoffkreislauf sehr unterschiedlich.
Deshalb listet die Circular Packaging Design Guideline umfangreiche Bewertungen und Empfehlungen zu den einzelnen Verpackungsmaterialien: für Kunststoffe, Verbundmaterialien, Papier, Pappe, Karton, Glas, Weißblech und Aluminium. Die allgemeinen und materialspezifischen Designempfehlungen bieten zusammen mit Überblicken zu länderspezifischen Verfassungsstrukturen und gesetzlichen Grundlagen eine umfassende Orientierungshilfe für die Branche.
Dabei hilft auch die Zusammenarbeit mit Branchenvertretern und anderen Organisationen, die sich mit dem Thema „Circular Design“ befassen. Ein weiterer Vorteil: Die Circular Packaging Design Guideline wird immer wieder aktualisiert, um etwa auf neue Regelungen oder neue technische Möglichkeiten eingehen zu können.
Hersteller aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und Ländern mit ähnlichen Strukturen in ihrer Abfallwirtschaft finden deshalb in der Guideline wichtige Impulse für eine wirklich geschlossene Kreislaufwirtschaft.