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Incoterms 2023: Die Bedeutung von FCA, FOB, DDP & Co. Im Überblick

Der globale Handel vernetzt die gesamte Weltwirtschaft. Die Lieferketten erstrecken sich über Ländergrenzen, Kontinente und Ozeane hinweg. Das Konfliktpotenzial verbirgt sich häufig in Unklarheit und mangelnder Struktur. Um dies im globalen Handel zu vermeiden, wurden die sogenannten Incoterms eingeführt. Worum es sich bei Incoterms handelt, welche Incoterms 2023 auf dem Markt sind und welche Bedeutung sie für Ihren Handel haben, erfahren Sie im Folgenden.

Incoterms

Was sind Incoterms?

Der Begriff Incoterms ist abgeleitet von “International Commercial Terms”. Damit sind Handelsklauseln, die Verantwortlichkeiten zwischen Verkäufern und Käufern im internationalen Handel regeln, gemeint. Sie beziehen alle Handelsakteure, die am Abschluss eines Kaufvertrags teilhaben, ein und legen die jeweiligen Rechte und Pflichten der Vertragspartner fest. Incoterms werden in B2B-Kaufverträgen angewendet und haben das Ziel, die Beteiligten durch ein transparentes und standardisiertes Regelwerk zu schützen.

Die Verwendung von Incoterms in der Praxis

Eingeführt wurden die Abkürzungen im Jahr 1963 von der ICC (Internationalen Handelskammer) in Paris. Die Organisation konzipierte das System hinter den Klauseln, aktualisiert und veröffentlicht es seitdem fortlaufend. Bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Modernisierung der Incoterms orientiert sich die ICC besonders an der aktuellen Geschäftspraxis und der sich stetig ändernden Marktsituation. Die aktuelle Version wurden im Katalog der Incoterms® 2020 zusammengefasst.

Neben dem Aktualisieren der Standards erarbeitete die ICC in den vergangenen Jahren immer mehr Unterstützungsstrukturen. Durch diese soll die Handhabung und das Verständnis der ICCs erleichtert werden. Bereitgestellt werden beispielsweise Seminare und Veranstaltungen, die branchenübergreifend für Interessenten zur Verfügung stehen.

Vertrag der festgelegt wird

Incoterms sind nicht gesetzlich festgeschrieben und werden erst dann rechtsverbindlich, wenn sie Teil des Kaufvertrags sind. Heute werden laut der ICC rund 90% der internationalen Kaufverträge durch Incoterms unterstützt. Die Normen sind in über 30 Sprachen übersetzt und werden in mehr als 120 Ländern angewendet. Sie haben sich somit erfolgreich am internationalen Markt etabliert.

Welche Informationen transportieren Incoterms?

Die Leitfrage, die durch die Standards stets beantwortet wird, ist: Wo beginnt die Verantwortung des Käufers und wo endet die des Verkäufers?

Diese Verantwortung hat verschiedene Nuancen, weshalb Sie an den Abkürzungen die folgenden Informationen ablesen können: 

Mit was beschäftigen sich Incoterms?Mit was beschäftigen sich Incoterms nicht?
Wann geht die Ware an den Käufer über?Zahlungsbedingungen und Gerichtsstand
Wer übernimmt welchen Teil der Transportkosten?Eigentumsübergang 
Wer bezahlt ab welchem Punkt eine Versicherung?Folgen bei Incoterms-Verstößen
Wer trägt das Risiko für Beschädigung oder Verlust der Ware?Beilegung von Streitigkeiten
Wer ist für die Ein- und Ausfuhrabfertigung der Ware verantwortlich?Haftungsausschlüsse 

Es gilt jedoch zu beachten, dass Incoterms kein Ersatz für eine vertragliche Übereinkunft sind. Im Sinne der Übersichtlichkeit ist auch der begrenzte Informationsgehalt der Handelsklauseln.

Einordnung von Incoterms

Es gibt insgesamt 11 Incoterms, die auf zwei unterschiedliche Arten systematisiert werden können.

1. Einteilung durch die Art des Transports

  • Luft- und Seefracht: EXW, FCA, CPT, CIP, DAP, DPU und DDP
  • (Binnen-)Schiffstransport: FAS, FOB, CFR und CIF

2. Einteilung durch die Art der Abwicklung

Gruppe: Beschreibung:
E Abholklausel (EXW)
F Absendeklausel: Der Käufer übernimmt die Kosten für den Haupttransport nicht bei FCA, FAS und FOB.
C Absendeklausel: Der Käufer übernimmt die Kosten für den Haupttransport bei CFR, CIF, CPT und CIP.
D Ankunftsklauseln (DAP, DPU und DDP)

Welche Incoterms gibt es aktuell?

Im Folgenden erhalten Sie detaillierte Informationen zu allen 11 Incoterm-Klauseln.

Incoterm Klauseln

E-Gruppe

In der E-Gruppe trägt der Käufer die Kosten und das Risiko über die gesamte Lieferung hinweg.

GruppenE
AbkürzungEXW
BezeichnungEx Works
Übersetzungab Werk
Benennunggenannte Abholklausel
BeschreibungEXW ist die einzige Klausel in der E- Gruppe. Bei ihr tragen die Verkäufer die minimale Verantwortung während der Lieferung. Die Ware in der Verpackung  muss an einem vom Verkäufer benannten Ort bereitgestellt werden. Sie ist angemessen zu verpacken, z.B. in Kartons nach Maß, und zu kennzeichnen. Für den Verkäufer fallen keine Transportkosten oder Risiken an. Bei der Wahl der EXW Klausel sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Ware auch vom Käufer verladen werden muss. Geschieht dies durch den Verkäufer, trägt der Käufer trotzdem die Verantwortung, was im Schadensfall zu Streitigkeiten führen kann.

F-Gruppe

Die Incoterms der Gruppe F werden in der Praxis regelmäßig genutzt. Der Verkäufer liefert die Ware bis zu einem im Vorfeld bestimmten Übergabeort. Anschließend trägt der Käufer die Kosten und das Risiko für den Haupttransport der Ware.

GruppenF
AbkürzungFCAFASFOB
BezeichnungFree CarrierFree Alongside ShipFree On Board
Übersetzungfrei Frachtführerfrei Längsseite Schifffrei an Bord
Benennungbenannter Übergabeortbenannter Verschiffungshafenbenannter Verschiffungshafen
BeschreibungBei der FCA Klausel wird im Vorfeld vom Käufer ein Lieferort gewählt, an welchem das Risiko und die Kosten des Transports von dem Verkäufer an den Käufer übergehen. Die Klausel ist weitverbreitet und findet besonders im Rahmen des Containertransports regelmäßig Verwendung. Der Verkäufer ist in der Pflicht, die Ware zum vom Käufer angegebenen Verschiffungshafen zu bringen und die Ware dort zur Ausfuhr freizugeben. Das Risiko geht dann an den Käufer über, wenn die Ware an der Längsseite des Schiffes im Verschiffungshafen abgeliefert wurde. Gültig ist die FAS Klausel im See- und Binnenschiffsverkehr.Der Name verrät bereits die Bedeutung der Klausel: Verkäufer kommen ihrer Lieferverpflichtung nach, wenn die Ware an Bord des Schiffes angelangt ist. Diese Klausel eignet sich ebenso primär für den See- und Binnenschiffsverkehr.

C-Gruppe

Die C-Gruppe stellt eine Art Mittelweg dar. Hier trägt der Verkäufer die Kosten des Haupttransports und der Käufer währenddessen das Risiko. Der Übergang von Risiko und Kosten findet somit zu unterschiedlichen Zeitpunkten statt.

GruppenC
AbkürzungCFRCIFCPTCIP
BezeichnungCost and FreightCost, Insurance and FreightCarriage Paid ToCarriage, Insurance Paid To
ÜbersetzungKosten und FrachtKosten, Versicherung und Frachtfrachtfreifrachtfrei versichert
Benennungbenannter Bestimmungshafenbenannter Bestimmungshafenbenannter Bestimmungsortbenannter Bestimmungsort
BeschreibungDie Ware gilt als geliefert, wenn sie an Bord des Transportschiffs im Bestimmungshafen angelangt ist. Bis dahin trägt der Verkäufer sämtliche Kosten. Für den Containertransport bietet sich diese Klausel nicht an, da dabei die Übergabe der Ware bereits vor dem Verladen stattfindet.Wie auch bei der CFR gilt die Ware als geliefert, wenn diese an Bord des Transportschiffs angelangt ist. Hinzukommt bei der CIF Klausel das zusätzliche Abschließen eines Transportversicherungsvertrags. Der Abschluss des Vertrags gehört zu den Pflichten des Verkäufers und lagert das Transportrisiko aus. Bei dieser Klausel benennt der Verkäufer im Vorfeld einen Frachtführer, an welchen die Ware übermittelt wird und damit als geliefert gilt. Zudem ist der Verkäufer in der Pflicht, die Transportkosten zu übernehmen. Anders als die vorherigen Klauseln innerhalb der C-Gruppe ist die CPT Klausel auch außerhalb des See- und Binnentransports anwendbar. Die CIP ist angelehnt an die CPT Klausel. Der Verkäufer hat die Ware an einen von ihm bestimmten Frachtführer zu übermitteln. Ist dies erfüllt, gilt die Ware als geliefert. Zusätzlich ist der Verkäufer in diesem Fall in der Pflicht, eine Transportversicherung abzuschließen. Dabei soll es sich konkret um eine Versicherung der ICC A Gruppe (Institute Cargo Clauses A) mit Volldeckung handeln.

D-Gruppe

Der Verkäufer trägt in der D-Gruppe alle Kosten und alle Risiken bis zur Ankunft beim Käufer.

GruppenD
AbkürzungDAPDPUDDP
BezeichnungDelivered At PlaceDelivered At Place UnloadedDelivered Duty Paid
Übersetzunggeliefert benannter Ortgeliefert benannter Ort entladengeliefert verzollt benannter Bestimmungsort
Benennungbenannter Ort geliefertbenannter Ort entladenbenannter Ort geliefert und verzollt
BeschreibungDie Ware gilt als geliefert, wenn Sie durch den Verkäufer zum genannten Bestimmungsort gebracht wurde. Sie muss zudem auf dem Transportmittel entladebereit zur Verfügung stehen. Verkäufer ist verpflichtet, die Ware zur Ausfuhr, jedoch nicht zur Einfuhr, freizumachen. Die DAP Klausel ist flexibel anwendbar und eignet sich besonders, wenn mehrere Beförderungsmittel in den Transportprozess eingebunden sind. Die DPU Klausel verpflichtet den Verkäufer, die Ware zum vereinbarten Bestimmungsort zu liefern und dort vom Transportmittel zu entladen. Die Ware ist vom Verkäufer zur Ausfuhr freizumachen. Das Freimachen zur Einfuhr ist hingegen nicht verpflichtend. Als Verkäufer tragen Sie alle Kosten und Risiken des Transports - inklusive Entladekosten. Auch die DPU ist für verschiedene Transportarten anwendbar und eignet sich besonders, wenn mehrere Beförderungsmittel zum Einsatz kommen.Bei der DDP Klausel trägt der Verkäufer die höchste Verantwortung im Vergleich zu den vorangegangenen Klauseln. Die Ware wird zur Aus- und Einfuhr freigemacht und am Bestimmungsort zum Entladen auf dem entsprechenden Transportmittel bereitgestellt. Der Verkäufer ist dementsprechend nicht nur Träger von Kosten und Risiken, sondern übernimmt auch die Zollabfertigung. Erst mit dem Bereitstellen der Ware, geht die Gefahr auf Ihren Käufer über. DDP empfiehlt sich nur dort, wo Käufer nicht am Tranportprozess beteiligt sind. 

So werden Incoterms bei Labelprint24 verwendet

Im Paragrafen 11 der Allgemeinen Geschäftsbedingungen wird die Verwendung der EXW-Klausel beim Kauf unserer Produkte festgelegt.

“Preise in Euro nach Maßgabe der Klausel EXW (ex works) der INCOTERMS 2010 zuzüglich Mehrwertsteuer, Fracht-, Verpackungs- und Transportversicherungskosten sowie sonstiger Versandkosten.”

Zudem besteht die Möglichkeit eine Versandversicherung auf Wunsch hinzuzufügen (§11 Satz 4).

Es ist empfehlenswert, die Incoterms-Version im Kaufvertrag zu der Klausel hinzuzufügen, um Missverständnisse zu vermeiden. In unserem Beispiel ist sichtbar, dass sich auf das Regelwerk von 2010 bezogen wird.

Überblick über Incoterms

Gesetze und Regeln

Vorteile von Incoterms

  • Klare Regelung der gegenseitigen Vertragsverpflichtungen
  • Schnellere Vertragsabschlüsse
  • Reduktion von Missverständnissen
  • Meiden von kostenintensiven Rechtsstreitigkeiten
  • Transparente und gerechte Verteilung finanzieller Lasten
  • Rechtssicherheit durch internationale Tragweite

Nachteile von Incoterms

  • Komplexität: Verständnis für internationalen Handel sollte vorhanden sein
  • Geringe Flexibilität
  • Reduktion von Missverständnissen
  • Nicht auf alle Bereiche des Handels anwendbar

Fazit: Incoterms

Incoterms sind Standards für die Regelung von Rechten und Pflichten im globalen Handel. Sie unterstützen vertragliche Grundlagen, sind großflächig anerkannt und werden von einer Mehrheit der Akteure angewandt. Weitere Informationen können Sie auf der Internetseite des ICCs recherchieren. Dort finden Sie das ausführliche Incoterms Regelwerk sowie einen Digital Guide, um herauszufinden, welche Klausel optimal zu Ihrem Geschäft passt.