Siebe und Schablonen: Einblick in das Verfahren des Durchdrucks
Der Magazinartikel befasst sich mit dem Verfahren des Durchdrucks. Dabei werden die Technik sowie die Eigenschaften und Anwendungsbereiche des Verfahrens erklärt. Anschließend wird über die Unterarten des Durchdrucks und seine Nutzung im künstlerischen Bereich berichtet.
Definition: Was ist der Durchdruck?
Der Durchdruck ist eines der wichtigsten analogen Druckverfahren neben dem Hoch- und Tiefdruck oder Offset- und Flachdruck. Beim Durchdruckprozess werden Siebe und Schablonen für den Farbauftrag genutzt. Aus diesem Grund wird er auch Siebdruck oder Schablonendruck genannt.
Das Sieb besteht aus einem Gewebe aus Metall, Textil oder Kunststoff, das in einen Rahmen gespannt wird. Die Maschen sind an den Stellen, an denen keine Farbe auf den Bedruckstoff übertragen werden soll, durch eine Schablone verschlossen. Dafür wird eine Schicht aus Fotopolymeren aufgebracht. Diese verhärtet sich, wenn Licht darauf fällt. Durch die Belichtung des Drucknegativs auf diese Schicht wird das Sieb an diesen Stellen verschlossen.
Anschließend wird der restliche, unbelichtete und noch weiche Teil der Schicht abgewaschen und die Farbe aufgetragen. Diese wird mithilfe einer Gummirakel durch das Sieb gedrückt und auf den Bedruckstoff aufgebracht. Für jede Farbe, die gedruckt werden soll, muss ein separates Sieb hergestellt und der Druckvorgang wiederholt werden. Anstelle der lichtempfindlichen Masse kann auch eine Schablone auf das Sieb aufgelegt werden.
Fotopolymere sind chemische Stoffe aus Makromolekülen, die ihre Eigenschaften ändern, wenn sie mit UV-Licht bestrahlt werden. Dabei handelt es sich um strukturelle Veränderungen wie beispielsweise eine Verhärtung des Stoffes.
Eigenschaften des Durchdrucks
Der Durchdruck hat den Vorteil, dass unterschiedliche matte, glänzende oder leitende Druckfarben eingesetzt werden können. Da die Farbe aufgrund des Siebes und der Größe der Maschen individuell dosiert werden kann, erhält man beim Druck auf allen Oberflächen immer die gewünschte Farbintensität.
Dabei können die Farben allerdings nicht gleichzeitig aufgetragen werden, sondern für jede Farbe muss ein separates Sieb angefertigt und der Druckprozess von neuem durchlaufen werden. Das bedeutet, dass sich das Verfahren im mehrfarbigen Druck als relativ zeit- und kostenaufwendig gestaltet. Auch können keine Farbverläufe dargestellt werden.
Anwendungsbereiche des Durchdrucks
Der Durchdruck wird in verschiedenen Bereichen angewendet, da er den Vorteil hat, dass mit ihm Materialien wie Papier, Karton, Kunststoff, Metall, Holz, Keramik, Glas und Verbundfolie bedruckt werden können. Da beim Druckprozess kein Anpressdruck benötigt wird, können auch druckempfindliche und plastische Gegenstände sowie große Formate und unebene Fläche bedruckt werden. Der Anwendungsbereich des Siebdrucks wird dabei in drei Bereiche eingeteilt:
- Graphischer Siebdruck: In diesem Bereich werden beispielsweise Fahrzeug-Beklebungen und Glanzlackierungen hergestellt und Werbetafeln sowie Verkehrs- und Hinweisschilder bedruckt.
- Industrieller Siebdruck: Er wird für das Bedrucken von industriellen Gegenständen wie Leiterplatten, elektronische Schaltkreise, Solarzellen und Tastaturfolien verwendet.
- Textildruck: Im Bereich des Textildrucks wird der Durchdruck auch Filmdruck genannt. Hier werden unter anderem T-Shirts, Sporttaschen, Gardinen, Bettwäsche und auch Fahnen bedruckt.
Arbeit mit Farbe und Farbpigmenten
Je größer die Maschen des Siebes sind, umso mehr Farbe kann hindurch und umso größer ist der Farbauftrag. Gleichzeitig können weniger Details abgedruckt werden. Umgekehrt bedeutet das: Je feinmaschiger das Gewebe, umso geringer ist der Farbauftrag und umso mehr Details können dargestellt werden. Die Wahl des jeweiligen Gewebes und der Maschenfeinheit ist dabei abhängig von der Beschaffenheit des Bedruckmaterials, der Feinheit des Druckmotivs, der Größe der in der Farbe enthaltenen Farbpigmente und dem gewünschten Farbauftrag.
Zugleich bestimmt auch der Druck, der beim Überstreichen der Farbe mit der Gummirakel angewendet wird, wie eng die Maschen sein können – umso enger die Maschen sind, umso mehr Druck wird benötigt. Deshalb können die Siebmaschen beim maschinellen Druck enger sein als beim händischen Druck.
Farbpigmente (vom lateinischen „pigmentum“ – „Färbestoff, Farbe, Würze“) ist ein pulverförmiges Farbmittel, sie bilden neben den Farbstoffen die Grundlage für Malfarbe. Anders als Farbstoffe sind Farbpigmente aber nicht löslich. Zur Herstellung einer Malfarbe werden die Pigmente mit Wasser oder einem Bindemittel wie Harz, Wachs, Öl oder Kalk verrührt.
Wie ist der Durchdruck entstanden?
Der Durchdruck, ein Verfahren neben dem Thermodruck oder Digitaldruck, wurde in seiner heutigen Form in der westlichen Welt um 1900 herum entwickelt. Er beruht auf asiatischen Vorbildern, die wohl bereits seit etwa 618 n. Chr. Schablonen zum Bedrucken von Textilien benutzten. Dabei wurde anfangs ein Geflecht aus Menschen- und Tierhaar benutzt, das mit Schablonen aus Papier, Pappe oder Blech abgedeckt wurde. Später wurden Siebe mit einem Rahmen aus Gold, Kupfer oder Papier benutzt, die mit Seidenfäden oder Haaren bespannt wurden.
Nach Öffnung der japanischen Grenze wurde der Siebdruck um 1850 in die westliche Welt importiert, wo dieser genutzt wurde, um Tapeten und Textilien zu bedrucken. Die Farbe wurde dabei zuerst mithilfe einer Bürste, später mit einer Filzrolle aufgetragen. Daraus entwickelte sich dann die Nutzung des heutigen Gummirakels. Das von Asien übernommene Verfahren des Siebdrucks wurde beständig weiterentwickelt, bis 1907 das erste Patent nach dem heute bekannten Druckprinzip angemeldet wurde.
Durchführungsarten des Durchdrucks
Beim Siebdruck gibt es vier Varianten: Der Flachbettsiebdruck, der Flachform-Zylindersiebdruck, der Rotationssiebdruck und der Körpersiebdruck, auch Rundsiebdruck genannt.
Bei der Variante des Flachbettsiebdrucks wird eine flache Druckform genutzt, unter welcher der Bedruckstoff liegt. Auf die Schablone wird die Farbe aufgetragen und mit einer Gummirakel darüber gezogen. Beides liegt dabei auf einem Handdrucktisch oder in einer Flachbett-Siebdruckmaschine.
Beim Flachform-Zylindersiebdruck wird ebenfalls eine flache Druckform (Schablonenträger) verwendet. Als Bedruckstoff werden flexible Druckbögen eingesetzt, die an den Gegendruckzylinder in der Druckmaschine angelegt werden. Nun läuft der Bedruckstoff über den Gegendruckzylinder hinweg. Damit er nicht nur von einer Stelle des Druckmotives auf dem Sieb bedruckt wird, läuft das Sieb auf einem Träger synchron zur Bewegung des Gegendruckzylinders über den Bedruckstoff hinweg und überträgt so das vollständige Motiv. Eine Rakel, die über dem Zylinder feststeht, überträgt dabei die Druckfarbe durch das Sieb hindurch auf den Bedruckstoff.
Beim Rotationssiebdruck ist das Drucksieb zylinderförmig und beweglich. Der flache Bedruckstoff läuft zwischen Gegendruckzylinder und zylindrischem Sieb hindurch. Die Druckfarbe wird in das Innere des Siebes gepumpt und dort von einer feststehenden Rakel durch das Sieb gestrichen. Mit dieser Druckart werden Stoff-, Papier- und Kunststoffbahnen wie auch Keramikfliesen bedruckt. Das Verfahren erlaubt dabei eine hohe Produktionsgeschwindigkeit mit guter Detailgenauigkeit und hohem Farbauftrag.
Beim Körper- oder Rundsiebdruck fungiert der Bedruckstoff selbst als Gegendruckzylinder. Dafür muss der Bedruckstoff eine zylindrische, runde, kegelförmige oder ovale Form haben. Die flache Druckform bewegt sich dann auf einem Trägerband über den Bedruckstoff hinweg, während mithilfe einer Rakel die Farbe aufgetragen wird.
Unterarten des Durchdrucks
Beim Transfersiebdruck findet keine direkte Bedruckung der Textilien statt. Stattdessen werden sogenannte Transferfolien mit den Druckmotiven bedruckt, die anschließend per Transferpresse auf die Textilien übertragen werden können, wenn die entsprechenden Druckmotive eingesetzt werden sollen. Das hat den Vorteil, dass Textilien auf Nachfrage bedruckt werden können, denn die Transferfolien halten ein bis zwei Jahre. Dabei zeichnet sich der Transfersiebdruck durch eine hohe Deckkraft, scharfe Konturen und echte Farbbrillanz aus.
Auch im künstlerischen Bereich wird der Siebdruck häufig eingesetzt, hier spricht man auch von der Serigrafie. Dieser erlebte seinen Höhepunkt vor allen Dingen in der Kunstrichtung des Pop Art, die Mitte des 20. Jahrhunderts aufkam. Sie ist in den 1950er parallel in Großbritannien und den USA entstanden und verbreitete sich dann weiter in Europa. Der Begriff des Pop Art hat dabei zwei Bedeutungsebenen: zum einen ist es eine Abkürzung für „popular art“ (populäre Kunst), zum anderen bezieht er sich auf das Wort „pop“, was „Knall“ bedeutet.
Einer der bekanntesten Vertreter des Pop Art ist Andy Warhol (1928–1987). Er beschäftigte sich intensiv mit dem Durchdruck für seine Werke und seine Bilder wurde durch die im Druckprozess entstehende Rasterung berühmt. Mithilfe des Durchdrucks schaffte er Kunstwerke mit scharfen Motiven und leuchtenden Farben, dabei war die Anzahl an Farben, die eingesetzt werden konnten, fast unendlich.
Auch andere Künstler wie Roy Lichtenstein (1923–1997) nutzten in einigen ihrer Werke den Siebdruck. Lichtensteins Bilder hatten einen comic-artigen Stil, die die Bildsprache der Werbung nutzten. Neben Motiven aus der Werbung griff die Pop Art auch populäre Motive aus der Populärkultur und den Medien auf, die aus ihrem Kontext genommen, isoliert und in ihrer Bedeutung geändert wurden. Dafür nutzten sie flächige, plakative und illustrative Malweisen mit hoher Farbigkeit, die sich gut mithilfe des Durchdrucks darstellen ließen.