Aufgaben und Einsatzbereiche von GHS-Etiketten
Alle Chemikalien unterliegen der Einstufungs- und Kennzeichnungspflicht. Das bedeutet, bevor Stoffe oder Gemische in den Verkehr gebracht werden, müssen gefährliche Eigenschaften identifiziert und auf einem Etikett angegeben werden. Schäden an Menschen und der Umwelt sollen so vermieden werden. Die Verwendung von GHS-Etiketten ermöglicht erstmals eine weltweit einheitliche Kennzeichnung.
GHS-Etiketten: Definition und Geschichte der Gefahrstoffkennzeichnung
Was sind GHS-Etiketten?
Bevor gefährliche Stoffe und Gemische verkauft oder am Arbeitsplatz genutzt werden dürfen, müssen sie aus Sicherheitsgründen eingestuft und gekennzeichnet werden. Für diese Einstufung und Kennzeichnung von Gefahrenstoffen bestehen weltweit die unterschiedlichsten Systeme. So kann es vorkommen, dass ein Stoff in einigen Ländern als gesundheitsgefährdend behandelt wird, in anderen aber nicht.
Dies behindert die Logistik und den Arbeitsschutz, sorgt aber auch bei den Endverbrauchern für Gesundheitsrisiken. Das Globally Harmonised System (GHS) soll diesen Problemen entgegenwirken, indem es ein weltweit einheitliches System für die Einstufung und Kennzeichnung der Chemikalien schafft. Mithilfe der einheitlichen GHS-Etiketten können Menschen auf der ganzen Welt verstehen, welche Gefahren ein Stoff oder ein Gemisch birgt und wie er behandelt werden sollte.
Von der Idee zur Umsetzung: Der lange Weg des GHS
1992 wurde in Rio de Janeiro der Weltgipfel für Nachhaltigkeit abgehalten. Hier wurde zum ersten Mal ein weltweit einheitliches System für die Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien vorgeschlagen. Auf dieser Basis verabschiedete die UN-Kommission im Dezember 2002 das Globally Harmonised System of Classification and Labelling of Chemicals - kurz: GHS.
Seit der Erstveröffentlichung sorgen Anpassungen im Zweijahrestakt dafür, dass das GHS stets dem aktuellen technischen Stand entspricht. Um das neue System umzusetzen, verabschiedete die Europäische Union am 3. September 2008 die Regulation on Classification, Labelling and Packaging of substances of Mixtures. Diese wird kurz als CLP-Verordnung bezeichnet und erhielt unmittelbare Gültigkeit in allen EU-Mitgliedsstaaten. Die deutsche Version der CLP-Verordnung trat am 20. Januar 2009 in Kraft.
In diesen Punkten unterscheiden sich GHS-Etiketten von den alten Kennzeichnungen
Das GHS stimmt in vielen Punkten mit den Vorschriften überein, die bereits vorher in Europa galten. Vor allem seine Systematik ähnelt dem früheren Regelwerk. In den Details finden sich jedoch zahlreiche Unterschiede. Beispielsweise stellen die Gefahrenpiktogramme nach GHS keine orangefarbenen Quadrate mehr dar, sondern rot umrandete Rauten mit weißem Hintergrund. Auch die Symbole selbst wurden grafisch verändert.
Teilweise ändern sich zusätzlich die Regeln zur Klassifizierung der Stoffe. So verfügt das GHS beispielsweise über andere Kriterien, um einen Stoff oder ein Gemisch als „giftig“ einzustufen, als die früheren Richtlinien. Neu ist außerdem die Nutzung von Signalwörtern, die den Gefährdungsgrad eines Stoffes oder Gemisches konkretisieren. Einige andere Kennzeichnungsmethoden erhalten einen neuen Anstrich: Aus den früheren R-Sätzen werden auf GHS-Etiketten die H-Sätze und aus den S-Sätzen die P-Sätze. Im Allgemeinen stellen die Etiketten deutlich mehr Informationen bereit, sodass der Umgang mit den Gefahrstoffen erleichtert und sicherer gestaltet wird.
Wieso sind GHS-Etiketten für den Arbeitsschutz von Bedeutung?
Gefahrstoffe sind in zahlreichen Wirtschaftsbranchen präsent. Neben klassischen Arbeitsfeldern wie der Metallverarbeitung, der chemischen Industrie und dem Bau sind auch das Gesundheitswesen wie z.B. das Kennzeichnen von Arzneimitteln und die Kosmetikbranche wie anzuführen. In all diesen Bereichen sorgt die Kennzeichnung mit GHS-Etiketten für einen verbesserten Arbeitsschutz. Anvisiert werden hierbei unterschiedliche Zielgruppen.
- Arbeitgeber und -nehmer: Durch GHS-Etiketten können Arbeitgeber erkennen, welche Unterweisungen und Belehrungen vor dem Kontakt mit einem Produkt notwendig sind. In Logistik, Transport und Montage geben die GHS-Etiketten dem Personal Aufschluss darüber, wie sie bestimmte Güter sicher transportieren, lagern, behandeln und entsorgen sollen.
- Ersthelfer, Sanitäter und Rettungskräfte: Wenn Rettungskräfte einen Unfallort erreichen, können sie mit einem Blick auf GHS-Etiketten einschätzen, welche Schäden an einer Person oder der Umwelt zu erwarten sind. Auch Zeugen eines Unfalls können die Informationen auf den GHS-Etiketten an den Rettungsdienst weitergeben, wenn sie diesen anrufen.
- Endverbraucher: Sie werden durch die GHS-Etiketten für mögliche Gefahren sensibilisiert. Die GHS-Etiketten sorgen beispielsweise dafür, dass die Verbraucher bestimmte Produkte von ihren Kindern fernhalten, richtig entsorgen oder den Hautkontakt mit den Stoffen vermeiden.
Entdecken Sie unsere Spezialetiketten
So sind die neuen GHS-Etiketten aufgebaut
Gefahrenpiktogramme
Das GHS gibt neun Piktogramme vor, die einzeln oder in Kombination verwendet werden können, um unterschiedliche Gefahren zu visualisieren. Alle Piktogramme haben die Form einer rot umrandeten Raute, das Symbol selbst wird schwarz auf weißen Grund gedruckt. Für GHS-Etiketten stehen die folgenden Piktogramme zur Verfügung:
- Explodierende Bombe: GHS01 „Explosiv“
- Flamme: GHS02 „Entzündbar“
- Flamme über einem Kreis: GHS03 „Oxidierend“
- Gasflasche: GHS04 „(Druck-)Gase“
- Zwei Reagenzgläser über dem Boden und einer Hand: GHS05 „Ätzwirkung“
- Totenkopf mit gekreuzten Knochen: GHS06 „Giftig“
- Ausrufezeichen: GHS07 „Gesundheitsgefahr“, steht für akut toxische, reizende, sensibilisierende oder narkotisierende Stoffe und Gemische
- Menschliche Silhouette mit Rissen: GHS08 „Gesundheitsgefahr“, steht für sensibilisierende, keimzellmutagene, krebserregende, fortpflanzungstoxische, chronisch toxische oder aspirationstoxische Stoffe und Gemische
- Abgestorbener Baum und toter Fisch: GHS09 „Umweltgefahr“
Signalworte
Das Signalwort ist ein neuer Bestandteil der GHS-Etiketten und dazu da, den Gefährdungsgrad eines Stoffes oder Gemisches anzugeben. Das Signalwort „Gefahr“ wird bei hohen Gefahrenkategorien und somit schwerwiegendem Gefahrpotential eingesetzt, das Wort „Achtung“ gilt für niedrigere, weniger schwerwiegende Kategorien. Sollte ein Stoff oder ein Gemisch in mehrere Klassen eingestuft sein und somit beide Kriterien erfüllen, ist das Wort „Gefahr“ ausreichend.
H-Sätze und P-Sätze
H-Sätze (Hazard Statements) sind Gefahrenhinweise und mit dem bisher genutzten R-Satz zu vergleichen. Sie ordnen das Produkt in eine oder mehrere Gefahrenklasse ein, indem hinter den Buchstaben H eine dreistellige Zahl gedruckt wird. Alle mit H2 beginnenden Codes bezeichnen physikalische Gefahren, während H3-Codes die Gesundheitsgefahren und H4-Codes die Umweltgefahren beschreiben. Jedem H-Satz sind bestimmte P-Sätze (Precautionary Statements) zugeordnet.
Hierbei handelt es sich um Sicherheitshinweise, die den bisher verwendeten S-Sätzen ähneln. Wie beim H-Satz wird auch hier eine dreistellige Zahl an den Buchstaben P angehängt, wobei die erste Ziffer beschreibt, in welche Kategorie der Hinweis fällt. Neben der Ziffer 1 für allgemeine Hinweise geben P2-Codes Aufschluss über präventive Maßnahmen, P3-Codes beziehen sich auf Reaktionen, P4-Codes auf die richtige Lagerung und P5-Codes auf die Entsorgung eines Produktes. Wichtig: Sollte das Fassungsvermögen der Verpackung 125 ml nicht überschreiten, müssen keine H-Sätze auf den GHS-Etiketten angegeben werden. Die P-Sätze hingegen sind immer Pflicht.
So groß müssen GHS-Etiketten sein
Für die Größe der GHS-Etiketten und der Gefahrenpiktogramme gibt es in der CLP-Verordnung verbindliche Richtlinien. Die folgende Tabelle stellt die Mindestgrößen abhängig vom Fassungsvermögen der Verpackung dar.
Fassungsvermögen der Verpackungen in Liter - Mindestmaße der GHS-Etiketten in Millimeter - Mindestmaße der Piktogramme in Millimeter.
Fassungsvermögen | Mindestmaße |
Unter 3 | falls möglich 52 x 74 - falls möglich 16 x 16, niemals kleiner als 10 x 10 |
3 bis 50 | 74 x 105 - 23 x 23 |
50 bis 500 | 105 x 148 - 32 x 32 |
Mehr als 500 | 148 x 210 - 46 x 46 |
Unabhängig vom Fassungsvermögen der Verpackung müssen alle Gefahrenpiktogramme mindestens ein Fünfzehntel der Mindestfläche der GHS-Etiketten einnehmen. Auch darf kein Piktogramm die Mindestfläche von einem Quadratzentimeter unterschreiten.
Fazit: Was sind GHS-Etiketten und welche Rolle spielen sie?
Alle Chemikalien müssen vor dem Inverkehrbringen hinsichtlich möglicher Gefahren eingestuft und entsprechend gekennzeichnet werden. Das spielt eine große Rolle im Arbeitsschutz, aber auch für Endverbraucher und das Personal im Gesundheits- sowie Rettungswesen. Das Globally Harmonised System (GHS) bietet weltweit einheitliche Richtlinien zur Kennzeichnung von Stoffen und Gemischen. GHS-Etiketten enthalten wichtige Informationen in Form eines rot umrandeten Gefahrenpiktogramms, eines Signalwortes wie „Gefahr“ oder „Achtung“ sowie Gefahren- und Sicherheitshinweisen. Auch die Größe der GHS-Etiketten und der Gefahrenpiktogramme werden abhängig von den Verpackungsmaßen vorgeschrieben. Nicht GHS-konforme Etikettierungen dürfen seit dem Jahr 2017 nicht mehr in Verkehr gebracht werden.
https://www.etikettenwissen.de/wiki/Gefahrstoff-Etiketten_gem%C3%A4%C3%9F_CLP_und_GHShttps://www.abda.de/fuer-apotheker/arbeitsschutz/ghs/ https://de.wikipedia.org/wiki/Global_harmonisiertes_System_zur_Einstufung_und_Kennzeichnung_von_Chemikalienhttps://www.uni-konstanz.de/agu/arbeitssicherheit/gefahrstoffe-und-biostoffe/ghs-global-harmonisiertes-system/ghs-gefahrenpiktogramme/ https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung-im-Betrieb/Gefahrstoffe/Einstufung-und-Kennzeichnung/Einstufung-und-Kennzeichnung_node.html